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Im Gegensatz zu Ubuntu ist unter Debian sudo so eingerichtet, dass nur Mitglieder der Gruppe ''sudo'', sudo Befehle ausführen dürfen. Um einen Benutzer der ''sudo'' Gruppe hinzuzufügen, öffnet man ein Terminal und erlangt mit ''su -'' root-Rechte. Das Kommandozeilenprogramm ''vigr'' öffnet einen Texteditor mit der Datei /etc/groups. Der Anmeldename des Benutzers der sudo nutzen können soll, wird hinter dem Doppelpunkt in der Zeile die mit ''sudo'' beginnt angefügt. Weitere Benutzer können durch Kommata getrennt angegeben werden. Im Gegensatz zu Ubuntu ist unter Debian sudo so eingerichtet, dass nur Mitglieder der Gruppe ''sudo'', sudo Befehle ausführen dürfen. Um einen Benutzer der ''sudo'' Gruppe hinzuzufügen, öffnet man ein Terminal und erlangt mit ''su -'' root-Rechte. Der Befehl ''adduser username sudo'' fügt den Benutzer ''username'' zur Gruppe ''sudo'' hinzu.

Umstieg von Ubuntu auf Debian

Dank Shopping Lense, unklarer Entwicklungsstrategie und nicht zuletzt einigen verletzenden Äusserungen des Ubuntu-Gründers Mark Shuttleworth, denken viele Anwender über eine Alternative nach.

Dass Ubuntu auf Debian basiertm wissen die meisten. Was liegt also näher, als ein Wechsel auf die Mutterdistribution. Mit GNOME als Standarddesktop und dem bekannten SoftwareCenter, bietet sich Debian als Desktopsystem für Migrationswillige an. Allerdings sollten einige Besonderheiten beachtet werden, um den Umstieg möglichst schmerzfrei zu gestalten.

Debian ist anders

Vorab einige grundsätzliche Hinweise: Der Debian-Releasezyklus ist im Gegensatz zu Ubuntu nicht klar definiert. Eine neue Version wird getreu dem Motto "Es ist fertig, wenn es fertig ist" veröffentlicht. In den letzten Jahren hat sich aber ein Releasezyklus von ca. 2 Jahren eingependelt. Zur Zeit (Stand Q4/2012) befinden wir uns in der sogenannten Freeze-Phase, in der das kommende Release mit dem Codenamen Wheezy stabilisiert wird. Die aktuelle Stable-Version heisst Squeeze. Wheezy kann aber, nach Meinung des Autors dieses Wiki-Artikels, heute schon gut als Desktopsystem eingesetzt werden. Im weiteren wird Bezug auf die Wheezy-Version genommen.

Installationsmedien

Das Debian-Projekt hat vor einiger Zeit gemeinschaftlich entschieden, in der Standarddistribution keine sogenannten Binary Blobs mehr mit zu liefern. Dabei handelt es sich um Firmware-Komponenten für z.B. WLAN-Karten, die vom Hersteller nur in Binärform geliefert werden. Als Folge davon funktionieren viele WLAN-Karten bei Debian nicht out-of-the-box. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Installation über LAN durchführen (vorausgesetzt, dass für den Betrieb der Ethernet-Karte keine Binary Blobs benötigt werden, was aber fast immer der Fall sein sollte).

Zur Installation der aktuellen Testing-Version Wheezy empfiehlt sich der Download eines debian-installer Images.

Es werden auch inoffizielle Images angeboten, die unfreie Firmware enthalten (falls das Gerät auf dem Debian installiert werden soll, z.B. nur eine WLAN-Karte hat und diese auch noch unfreie Firmware benötigt).

Nach dem Herunterladen des passenden netinstall Images für die Rechnerarchitektur (heute empfiehlt sich auf einem Standard-PC die Nutzung von amd64), kann dieses entweder mittels dd auf einen USB Stick übertragen, oder als ISO-Image auf eine CD gebrannt werden.

Die Erstellung eines bootbaren USB-Mediums erfolgt mit folgendem Kommando:

sudo dd if=*-netinst.iso of=/dev/sdX

wobei /dev/sdX durch den Device-Namen des USB-Mediums ersetzt werden muss. (Der Befehl dmesg | tail nach dem Einstecken des Devices gibt Auskunft über den Device-Namen.)

Achtung: Aktuelle Linux-Desktop-Umgebungen mounten USB-Massenspeicher bereits beim Einstecken. Um sicherzustellen, dass das Image sauber geschrieben wird, sollte das Device vor dem dd Befehl umounted werden (sudo umount /dev/sdX). Der umount-Befehl sollte immer in der Kommandozeile ausgeführt werden, da ein umounten aus dem Filemanager heraus meist auch die Device-Node entfernt!

Start vom Installationsmedium

Um von dem neu erstellten USB-Medium oder der CD starten zu können, muss im BIOS die Startreihenfolge so eingestellt sein, dass das entsprechende Device zuoberst steht. Alternativ haben viele BIOSes ein Bootmenü, in dem sich die Startreihenfolge manuell auswählen lässt.

Wenn alles geklappt hat, sollte der Startbildschirm des Debian-Installers erscheinen. Dort besteht unter anderem die Möglichkeit die zu installierende Desktopumgebung festzulegen (Advanced Options / Alternative Desktop Environments) oder die Installation im grafischen Modus zu starten.

Wir gehen im Folgenden von einer grafischen Installation (Graphical Install) mit unveränderten Desktopeinstellungen (Standard: GNOME) aus.

Hinweis: Falls ein Installationsmedium gewählt wurde, das nicht zur tatsächlichen Rechnerarchitektur passt, startet die Installation nicht.

Installation

Die Installation wird ausführlich auf der Debian Homepage beschrieben

Man sollte sich nicht durch die Informationsflut abschrecken lassen. Tatsächlich ist die Installation sehr einfach und unterteilt sich in folgende Schritte:

  • Festlegen der Sprache, des Landes und des Tastaturlayouts
  • Automatische Erkennung von CD Laufwerken / Laden der debian-installer Basis-Module (udebs) / Erkennung von Netzwerkgeräten
  • Optional: Nachladen von Firmware Dateien (Siehe Installationsmedien)

  • Netzwerkkonfiguration: sollten mehrere Geräte vorhanden sein, fragt das Installationsprogramm welches verwendet werden soll. Es wird versucht die Netzwerkeinstellungen über DHCP zu beziehen. Falls das nicht erfolgreich sein sollte, können die Netzwerkeinstellungen manuell angegeben werden.
  • Rechnernamen einstellen
  • Domainnamen definieren (z.B. domain.example)
  • Root-Passwort festlegen
  • Benutzer anlegen / Benutzer-Passwort festlegen
  • Erkennung von Festplatten und Speichermedien / Laden der Partitionierungsmodule
  • Partitionierung: wir gehen von der Verwendung der gesamten Festplatte mit allen Daten auf einer Partition aus. Dabei werden alle bisherigen Daten gelöscht. (Das Partitionierungsmodul bietet aber eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit denen sich z.B. auch Dual-Boot Installationen realisieren lassen.) Die Partitionierung muss explizit bestätigt werden. Bis zur Bestätigung bleiben die Festplatteneinstellungen unverändert und es gehen keine Daten verloren.
  • Installation des Grundsystems
  • Auswahl des zu verwendenden Mirror-Servers / Proxy-Konfiguration / apt Aktualisierung
  • Installation von Zusatzpaketen.
  • Teilnahme am Popularity-Contest: Hier wird anonym anhand der installierten Software ermittelt, welche Programme unter Debian häufig genutzt werden.
  • tasksel: Für ein Desktop-System sollte der Punkt Debian Desktop Environment ausgewählt sein. Bei mobilen Geräten macht zusätzlich die Auswahl von Laptop Sinn. Wer einen Drucker sein eigen nennt und diesen gerne unter Debian nutzen möchte, kann noch den Punkt Printserver auswählen.

  • Installation des Bootloaders
  • Abschluss der Installation und Neustart

Nach der Installation

Nach Abschluss der Installation startet das System in den GNOME-Anmeldebildschirm. Dort kann man sich mit dem während der Installation angegebenen Benutzerkonto anmelden.

Aktivierung von sudo

Im Gegensatz zu Ubuntu ist unter Debian sudo so eingerichtet, dass nur Mitglieder der Gruppe sudo, sudo Befehle ausführen dürfen. Um einen Benutzer der sudo Gruppe hinzuzufügen, öffnet man ein Terminal und erlangt mit su - root-Rechte. Der Befehl adduser username sudo fügt den Benutzer username zur Gruppe sudo hinzu.

Zur Aktivierung der Einstellungen sollte der Benutzer Ab- und wieder angemeldet werden. In den folgenden Hinweisen gehen wir davon aus, dass sudo eingerichtet wurde und korrekt funktioniert.

Definition des Standardeditors

Der Standardeditor bei Debian ist nano. Wer gerne den Editor vim mag, wird schnell feststellen, dass nur sein Urvater vi mit installiert worden ist. Dies lässt sich mit Hilfe von sudo apt-get install vim nachholen. Freunde von emacs können diesen mit sudo apt-get install emacs nachinstallieren.

Mit Hilfe von sudo update-alternatives --config editor lässt sich der Standardeditor festlegen.

Aktivierung von non-free und contrib

Debian unterteilt die Repositories in main, contrib und non-free, wobei nur main standardmässig aktiviert ist, da dieses ausschliesslich freie Software enthält. Wer unfreie Software aus den zusätzlichen Repositories installieren möchte, muss in der Datei /etc/apt/sources.list hinter jede Standard-Repository-Definition contrib non-free anfügen. Ein sudo apt-get update aktualisiert danach die lokal gespeicherten Repository-Informationen.

Installation unfreier Firmware

Sollte die Hardware auf der Debian installiert worden ist, unfreie Firmware voraussetzen, kann diese aus dem non-free Repository nachinstalliert werden. Zunächst muss allerdings ermittelt werden, wie der Hersteller und das Hardwaremodell heisst, für das Firmware benötigt wird.

Die Ausgabe von dmesg enthält Hinweise wie missing firmware, wenn eine Firmware nicht geladen werden konnte. lspci listet PCI Geräte, mit lsusb erhält man eine Liste aller angeschlossenen USB Geräte.

Hat man die benötigten Informationen ermittelt, lassen sich mit Hilfe von apt-cache search --names-only ^firmware alle Pakete anzeigen, deren Name mit firmware beginnt (was für einen grossen Teil der Firmware-Pakete zutrifft). Prominente Beispiele sind:

  • firmware-iwlwifi für die verbreitetsten Intel Karten

  • firmware-b43-installer für aktuelle Broadcom Karten

  • firmware-ralink für Karten des Herstellers RaLink

  • firmware-linux-nonfree eine Sammlung verschiedenster Firmware Dateien

Meist gibt der Paketname oder die Beschreibung Auskunft über die unterstützte Hardware.

Nach der Installation des richtigen Pakets, empfiehlt sich ein Neustart, damit die Firmware korrekt geladen wird.

Firefox und Thunderbird

Aufgrund von eingeschränkten Rechten am Namen und den Icons, hat sich das Debian-Projekt entschieden Mozilla Firefox in Iceweasel und Mozilla Thunderbird in Icedove umzubenennen. Die Programme entsprechen sonst der Originalsoftware.

Für die Wheezy Version hat das Debian Projekt die 10 ESR Version von Iceweasel vorgesehen, da diese langfristig mit Updates versorgt wird.

Wer gerne eine aktuelle Version des Browsers oder des E-Mail Clients installieren möchte, findet auf http://mozilla.debian.net/ ein Webtool zur Erstellung von sources.list-Einträgen.

deb-multimedia

Zusätzliche Multimediaanwendungen stellt das inoffizielle Projekt deb-multimedia zur Verfügung. Zur Aktivierung erstellt man einen sources.list Eintrag (oder eine eigene Datei mit folgendem Inhalt unter /etc/apt/sources.list.d/):

deb ftp://ftp.deb-multimedia.org wheezy main non-free

Mit sudo apt-get update lassen sich die lokalen Repository-Informationen aktualisieren. Danach kann mit Hilfe von sudo apt-get install deb-multimedia-keyring der Keyring des Repositories installiert werden.

deb-multimedia stellt z.B. auch libdvdcss zur Verfügung, was zum Abspielen CSS verschlüsselter DVDs benötigt wird. Die Nutzung des libraries ist allerdings in einigen Ländern strafbar.

NetworkManager

Netzwerkkarten die während der Installation verwendet wurden, konfiguriert das Installationssystem in der Datei /etc/network/interfaces. Wer über WLAN installiert hat, wird schnell merken, dass die Karte sich nicht über den NetworkManager steuern lässt. Möchte man gerne den NetworkManager nutzen, müssen die Einstellungen für das entsprechende Interface (z.B. wlan0) aus der Datei /etc/network/interfaces entfernt werden. Nach dieser Änderung wird ein Neustart empfohlen.

Stable oder Testing?

Bei Stable handelt es wie bereits beschrieben, um die langfristig unterstützte, stabile Version von Debian. Es ist vergleichbar mit den LTS (Long Term Support) Versionen von Ubuntu. Testing ist ein fortlaufender Zweig, der permanent aktualisiert wird. Dieser Zweig wird zur Stabilisierung genutzt, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Frequenz und Anzahl der Änderungen deutlich verringert, wenn ein neuer Stable-Release vorbereitet wird (was momentan der Fall ist). Wer sein System dauerhaft auf testing betreiben will, muss mit Problemen rechnen, und sollte selbst in der Lage sein diese zu lösen (oder zumindest wissen wo er/sie sich Hilfe holen muss ;))

Ziel: stable

Die meisten Repositories bieten als Distributionstag wahlweise die Release-Codenamen oder die Trees (stable/testing/unstable/experimental) an. Wenn man auf stable bleiben möchte, sobald wheezy als stabil deklariert wurde, sollte in sources.list-Einträgen wheezy anstatt testing angegeben werden.

Möchte man, wie zuvor beschrieben, aktuelle Mozilla-Versionen nutzen, sollte man nach dem offiziellen Release die sources-list Einträge von experimental auf das Backports-Repository umstellen.

Ziel: testing

Wer auf testing bleiben möchte, sollte im Gegenzug sicherstellen, dass in sources.list Einträgen testing angegeben bleibt. Die Aktualisierung des Systems erfolgt auf dem testing Zweig immer mit sudo apt-get dist-upgrade und nicht mit sudo apt-get upgrade.

Hinweis: Bis zum offiziellen Release sollte jedes Wheezy System regelmässig mit sudo apt-get dist-upgrade aktualisiert werden.