Sie nutzen Debian stable, weil Sie die stabile Version von Debian bevorzugen. Das System läuft wunderbar, es gibt nur ein Problem: Die Software ist im Vergleich zu anderen Distributionen ein wenig veraltet. An dieser Stelle kommen Backports ins Spiel.

Backports sind Pakete, die auf Programmversionen aus testing (hauptsächlich) und unstable (nur in einigen Fällen, bspw. Sicherheits-Updates) basieren und so kompiliert wurden, dass sie möglichst ohne neue Bibliotheken auf Debian stable verwendet werden können. Wir empfehlen Ihnen, sich einzelne Backports herauszusuchen, die Sie benötigen, statt alle verfügbaren Backports zu installieren.

Dieser Artikel beschreibt, wie Sie:

Weitere Informationen:


Das System konfigurieren

Paketquelle hinzufügen

Über Synaptic

Das Aussehen der Screenshots in diesem Abschnitt ist auf dem Stand 2010 und somit veraltet.

(Diese Notiz kann entfernt werden, nachdem die Bilder aktualisiert wurden.)

backports_synaptic_1_de.png

backports_synaptic_2_de.png

deb http://deb.debian.org/debian bullseye-backports main contrib non-free

HINWEIS: Die Paketquelle muss zu Ihrer Debian Version (hier: bullseye) passen.

backports_synaptic_3_de.png

Über die Kommandozeile

Öffnen Sie als root die Datei /etc/apt/sources.list in einem Texteditor:

human@debian:~$ sudo nano /etc/apt/sources.list

Fügen Sie folgende Zeilen hinzu:

# Backports-Paketquelle
deb http://deb.debian.org/debian bullseye-backports main contrib non-free

Wenn Sie ausschließlich freie Software benutzen möchten, sollten Sie die Sektionen contrib und non-free aus dem Eintrag entfernen. (Siehe dazu: Debian-Sektionen)

Nachdem Sie die Paketquelle hinzugefügt haben, müssen Sie die APT-Paketlisten aktualisieren, damit Ihnen die Pakete aus Backports zur Verfügung stehen:

human@debian:~$ sudo apt-get update

Fertig.

Backports nutzen

Backports finden

Es gibt mehrere Wege herauszufinden, ob ein Backport eines bestimmten Debian-Pakets existiert. Eine recht komfortable Möglichkeit dazu bietet Debians Online-Paketsuche (packages.debian.org). Wenn Sie Iceweasel benutzen, können Sie einfach das eingebaute Such-Plugin (Deb Search) verwenden.

Backports eines Pakets werden auch angezeigt, wenn Sie es mit seinem Namen über das apt search Kommando suchen. Alternativ kann man alle verfügbaren Versionen eines Pakets anzeigen lassen über:

apt show package-name -a

... wobei package-name mit dem Namen des gesuchten Pakets ersetzt wird.

Backports über die Kommandozeile installieren

Die Backports-Paketquelle ist standardmäßig deaktiviert. Deshalb müssen Sie immer explizit angeben, dass Sie einen Backport installieren wollen.

Zum Beispiel:

# apt -t bullseye-backports install cockpit

Mittels der Option -t wird hier bullseye-backports als Ziel-Distribution (zu benutzende Paketquelle) angegeben. Obige Anweisung würde also eine neuere Version von Cockpit (inklusive aller Abhängigkeiten) aus Backports statt der älteren Version aus Debian stable installieren.

Automatische Aktualisierungen

Da die Backports-Paketquelle standardmäßig deaktiviert ist, werden installierte Backports auch nicht automatisch aktualisiert. Sie können APT aber durch das sogenannte Pinning (Festnageln) dazu veranlassen. Mittels Pinning wird generell festgelegt, welche Version eines Pakets zur Installation ausgewählt werden soll. (Siehe APT HOWTO und man apt_preferences für ausführliche Erklärungen.)

Arbeiten Sie die folgenden Schritte ab, um APT dazu zu veranlassen, installierte Backports automatisch mit Aktualisierungen zu versorgen:

  1. Öffnen Sie die Datei /etc/apt/preferences in einem Texteditor Ihrer Wahl. (als root)

  2. Fügen Sie untenstehenden Text ein.
  3. Speichern Sie und verlassen Sie den Editor.

# APT PINNING PREFERENCES
Package: *
Pin: release a=bullseye-backports
Pin-Priority: 200

Nachdem Sie APT so konfiguriert haben, wird es folgendermaßen arbeiten:

Wenn ein Paket aus Backports installiert wurde und dort eine neuere Version vorliegt, wird das Paket auf diese Version aktualisiert. Pakete, die nicht aus der Backports-Paketquelle installiert wurden, werden auch nicht auf Versionen von Backports aktualisiert. Möchte man ein installiertes Paket aus Debian stable auf die Version aus Backports aktualisieren, muss das mit der Option -t wie im obigen Beispiel explizit angegeben werden.

Häufig gestellte Fragen

Bugs melden

Aufgrund der Beschränkungen in der Debian-Fehlerdatenbank (Bug Tracking System) müssen alle Bugs, die Backports-Pakete betreffen, noch in der Debian-Backports-Mailingliste gemeldet werden.

Von backports.org zu backports.debian.org wechseln

Seit dem 05. September 2010 ist Backports ein offizieller Dienst (siehe Bekanntgabe (englisch)).

Systeme, die so eingerichtet sind, dass sie backports.org nutzen, sollten auf die Benutzung der neuen Paketquelle umgestellt werden, da der Dienst von backports.org irgendwann abgeschaltet wird. Dafür muss die Datei /etc/apt/sources.list editiert werden:

  1. Ersetzen Sie backports.org durch backports.debian.org.

  2. Führen Sie aptitude update aus.

  3. Entfernen Sie den backports.org-Schlüssel aus Ihrem Schlüsselbund - je nachdem wie Sie ihn installiert haben mit:
    • aptitude purge debian-backports-keyring
      oder

    • apt-key del 16BA136C

No public key

Backports ist mittlerweile ein offizieller Dienst, der sich auf backports.debian.org befindet. Bei der Nutzung des Vorläufers backports.org musste zunächst das Paket debian-backports-keyring installiert werden, um die Integrität heruntergeladener Backports vor der Installation prüfen zu können. Das ist nun nicht mehr notwendig.

Allerdings gibt APT nach der Aktualisierung von Paketlisten eventuell folgende Warnmeldung aus:

'W: There is no public key available for the following key IDs: EA8E8B2116BA136C'

Das hängt damit zusammen, dass die Backports-Release-Dateien momentan doppelt signiert sind - mit dem offiziellen ftpmaster-Schlüssel sowie dem alten backports.org-Schlüssel. Es handelt sich bei dieser Warnung um einen Fehler in APT. Sie kann daher gefahrlos ignoriert werden.

Weblinks


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